Der Schnellstarter von City of Mist ist seit dem 14.03, dem Gratisrollenspieltag, sowohl als 30 seitiges DIN-A4 Heft und digital auf truant.com erschienen. Obwohl sich die Regelmechanik irgendwie bekannt anfühlte (die Ähnlichkeit zu Fate ist durchaus erkennbar), so war es mein erstes powered by the Apocalypse Spiel. Wie es sich spielt und was es mit dem namensgebenden Nebel auf sich hat, dazu nun eine kleine Einführung.
Das Setting
City of Mist ist ein neo-Noir Setting, das in einer Großstadt mit den üblichen Problemen wie Korruption und anderen kriminellen Einflüssen spielt. Zumindest ist es das, was die meisten Bürger von ihrer Stadt wahrnehmen, doch sie sind nur Schlafwandler, die blind gegenüber der Wahrheit sind. Schuld daran ist ein mysteriöser Nebel, der u.a. die Einflüsse und Auswirkungen von Legenden verschleiert.
Als Spieler ist man eine sogenannte Pforte durch die eine legendären Macht – ein Mythos – wirken kann. Doch diese Kraft ist ein zweischneidiges Schwert, denn je einflussreicher der Mythos wird, desto weniger bleibt von der eigenen Persönlichkeit über. Man befindet sich in einem ständigen Konflikt, zwischen der Neugierde seinen Mythos zu erforschen und den eigenen Bedürfnissen. – Doch nicht nur die Spieler sind Pforten, auch andere Mitbürger können diese legendären Mächte nutzen. „Der Dealer ist ein leibhaftiger Vampir und der Politiker Narziss höchstpersönlich. Der Klempner ist ein urtümliches Reptil aus einer Zeit, zu der Feuer und Wasser noch eins waren, und die Obdachlose ist ein Wiedergänger, ein Todesengel, der auf eine vorherbestimmte Seele wartet.“ (Schnellstarter S. 5)

Die Regeln
In wie weit City of Mist ein klassisches PbtA ist, kann ich leider nicht beurteilen, aber ich versuche es nach bestem Wissen und Gewissen ^^. Wie bei andere Adaptionen gilt auch hier: der SL braucht keine Würfel, die Spieler brauchen zwei W6, die Charaktere haben ein sogenanntes Playbook, eine Kombination aus Charakterbeschreibung und Auflistung der Fähigkeiten, sowie die Idee der Moves. Hinzu kommt der Status, der jeweils einen Zustand widerspiegelt. Konkret funktioniert der Spielablauf wie bei anderen narrativen Systemen – die Geschichte wird vorangetrieben, bis es zu einem Ereignis mit unbekanntem Ausgang kommt. Dieser verlangt eine Probe, die mit WÜRFLE+KRAFT zusammengefasst wird. Der Spieler sucht Charakterzüge, sogenannte Stärke– und Schwächemerkmale, sowie die äußeren Umstände, die Handlungsmerkmale, die ihm bei der Probe helfen oder behindern. Pro positivem Elemenet gibt es +1, pro negativem -1 auf seine sogenannte Kraft. Anschließend werden noch die Stati nach dem gleichen Vorgehen überprüft, wobei jeweils nur der größte Bonus bzw. Malus berücksichtigt wird. Die Summe ergibt einen Modifikator, der auf die 2W6 angerechnet wird. Die Egebnisse sind dabei immer gleich, d.h. eine Zahl kleiner 6 ist ein Fehlschlag, eine 7-9 ist ein Erfolg mit Haken und eine 10+ ist ein großer Erfolg. Das klingt jetzt komplizierter als es ist, daher mal ein konkretes Beispiel:
Flicker (s.o.) möchte sich heimlich in eine Datenbank einhaken. Ihr Stärkemerkmale, Computer, Netzwerkkommunikation und Data-Mining sind dabei sicherlich hilfreich. Der SL findet aber, das ihre Aktion auch zurückverfolgt werden kann. Somit sind es drei positive und ein negatives Merkmal, das ergibt eine Karft von zwei (3-1=2). Da sie sich aber die letzten drei Nächte schon um die Ohren geschlagen hat, hat sie den Status (diese setzen sich aus einer Bezeichung und einer Stufe zusammen) Übermüdet - 3. Der gesamte Modifikator für diese Probe beträgt also -1, Kraft+/-Status. Der Spieler würfelt eine 8. Mit dem Modifikator ist es eine 7, ein Erfolg mit Haken. Flicker schafft es also, die Datenbank zu haken, muss aber einen Preis bezahlen.
Wenn man ein wirklich wichtiges Anliegen hat, kann man auch ein Merkmal ausbrennen, d.h. man betrachtet die Probe (abgesehen von den Stati) als eine gewürfelte 7 mit einer Kraft von 3. Die Probe sollte also gelingen, aber das Stärkemerkmal kann dafür vorübergehend nicht genutzt werden.
Auch spontane Zustände, wie Müdigkeit, Schmerzen u.ä. werden auf einen aktuellen Zustand reduziert. Sie setzen sich aus der passenden Bezeichnung und einer Stufe von 1-6 zusammen. Letztere gibt an, wie groß die Einschränkung bzw. der Vorteil ist. Eine 1 ist dabei nur eine kleiner Nachteil, bei einer 5 ist man Kampf- und Handlungsunfähig und bei 6 wäre der Charakter Tod.

Umfang und Qualität
Der Schnellstarter bzw. das Paket von City of Mist kann sich durchaus sehen lassen. Neben dem 30 seitigen Schnellstarter, der eigentlich nur die Regeln beinhaltet, gibt es 7 vorgefertigte Charaktere, zwei Abenteuer und weitere Kopiervorlagen zum kostenlosen Download. Durch das freie Regelsystem und die offene Konzeption der Abenteuer haben auch diese (zumindest für den SL) durchaus einen Wiederspielwert.
Womit ich auch direkt bei der Qualität des Startersets bin. Die Illustrationen sind (wenn man auf diese comichafte, cel shading Grafik steht) sehr schön, die Regeln unterstützen das freie Erzählspiel sehr gut und darüber hinaus bekommt man alle nötigen Spielhilfen, um möglichst schnell in die Welt einzutauchen. Ein besonderes Highlight sind dabei die Einstiegsabenteuer, die nach einmal lesen bereits ohne Probleme auch durch einen ungeübten Master of Ceremony, wie es so schön heißt, geleitet werden. Mögliche Abläufe sind zu beginn graphisch dargestellt, Hinweise auf weitere Orte sind in den jeweiligen Passagen hervorgehoben und auch sonst werden Beschreibung und Informationen für die SC gut separiert.
Fazit
Trotz einiger Umstellungen was das Regelwerk und deren Umsetzung angeht, bin ich vom Schnellstarter von City of Mist restlos begeistert. Das offene Erzählsystem erfüllt seine Zweck, eine offenen, dynamische Spielerfahrung zu generieren sehr gut und die Qualität der Abenteuer habe ich oben ja bereits gelobt. Von mir also eine klare Empfehlung!
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