Es kommt nicht oft vor, das ich mir ein englisches Regelwerk zulege. Dafür kann man aber davon ausgehen, dass es etwas besonderes ist. Zuletzt war es das Dresden Files Accelerated – ein (Turbo-)Fate-Rollenspiel basierend auf Jim Butchers Dresden Files-Serie. Meine Begeisterung geht dabei weit über das Rollenspiel hinaus. Aber eins nach dem anderen.
Die Welt
Der namensgebende Protagonist Harry Blackstone Copperfield Dresden ist der einzig offen praktizierende Magier in Chicago und wird mit allerlei magischen Wesen und gefahren konfrontiert. Dabei bietet die Roman-Welt eine massive Grundlage an möglichen Charakteren, von „einfachen“ Menschen, Werwölfen und Vampiren über Feen und Ritter des Kreuzes bis hin zu Göttern, Engeln und vielem mehr. Dabei entspringt nur ein Teil der Wesen unserer physischen Welt. Daneben gibt es noch das sog. Niemalsland, das Reich der Feen (unter Feen werden viele verschiedene mythische Figuren, wie z.B. Elfen, Oger, Gnome, Centauren,…), Dämonen und anderer Wesen. Auch Atlantis, der Olymp und andere Orte und deren Bewohner sind dort zu finden. Dahinter gibt es noch das Äußere (outside), eine Welt voller cthuloider Schrecken.
Für ein stimmiges Setting sorgen einige Organisationen und Abkommen im Hintergrund, die die uns bekannte Welt vor all dem abzuschirmen versucht. Der Rat der Weisen und ihre Wächter regeln die irdischen Angelegenheiten und ein Abkommen zwischen Feen, Vampiren, dem Weißen Rat und anderen Wesen sorgt auch darüber hinaus zumindest für eine gewisse Ordnung. Aber natürliche halten sich nicht alle an die Regeln, oder legen sie so aus, wie es eben passt – es gibt also genug potenzielle Handlungsstränge. ^^

Regeländerungen
Die größte Änderung liegt in den sogenannten Zuständen (conditions), die sowohl bei den Charakterkonzepten als auch bei Konflikten zum tragen kommen. Es wird zwischen vergänglichen, schwierigen und anhaltenden Zuständen unterschieden, die aus einer bis fünf Boxen bestehen. Tritt eine bestimmte Bedingung ein wird ein bzw. das Kästchen markiert. Man kann bzw. muss sich, in Abhängigkeit von dem Zustand, auf eine bestimmte Art erholen.
Beispiel(e): Das Verwandeln in einen Werwolf und das Rückverwandeln in einen Menschen ist ein einfaches Beispiel, bei dem eine anhaltender Zustand genutzt wird. Bei der Nutzung von (beispielsweise) vampirischen Kräften kann man bis zu fünf Kästchen markieren ehe man sich dem (Blut-)Rausch hingeben muss. – Aber auch sozialer Einfluss und Gefälligkeiten lassen sich so abbilden, da man nach zu vielen Gefallen selbst in einer Schuld steht.
Die Charaktererschaffung funktioniert fast wie bei Turbo-Fate üblich, es gibt allerdings sogenannte „mantles“, die ein Grundkonzept (inkl. zugehöriger Stunts) repräsentieren. Ansonsten hat der Charakter die 3 üblichen Aspekte (Konzept, Dilemma und freier Aspekt), 6 Methoden mit einer guten (+3), zwei ordentlichen (+2) und zwei durchschnittlichen (+1) Werten und der üblichen Erholungsrate.
Es gibt noch ein paar Kleinigkeiten, wie etwa die Ritualmagie, die aber auch nur eine angepasste Überwinden-Probe ist. Auch bei der Initiative-Phase wird nun auf einen erzählerischeren (Reihenfolge wird immer vom handelnden Charakter weitergegeben) Ansatz gesetzt. Der Rest funktioniert nach den klassischen Turbo-Fate Regeln.

Sonstiges
Zum Schluss noch ein paar allgemeine Hinweise und Spoiler-Warnungen. ^^ Das Dresden Files-Universum hat bereits 2010 im Englischen und 2016 die deutsche Übersetzung von Die Dresden Files – Das Rollenspiel ein zugehöriges pen&paper RPG auf Fate Core-Basis bekommen. Das zugehörige pdf gibt es derzeit hier als kostenlosen Download. Das ganze System wird auch weiterhin noch mit neuen Inhalten (recht aktuell, das Dresden Files RPG: Nevermore) versorgt.
2017 erschien dann Dresden Files Accelerated, eine neue Version die auf Turbo-Fate basiert und deutlich mehr von der Roman-Reihe berücksichtigt. Insgesamt ist DFA somit der komprimierte und weiterentwickelte Nachfolger des Dresden Files RPG.
Wichtiger Hinweis: Dresden Files Accelerated beinhaltet Spoiler über die ersten 15 Bücher von Jim Butcher!
Fazit
Als Dresden Files Fan bin ich sicherlich etwas parteiisch, aber auch ohne weitere Vorkenntnisse bekommt man hier ein umfangreiches und gut durchdachtes Setting geboten. Die Regelanpassungen ergänzen das Spielgefühl sehr gut, verkomplizieren das gewohnte Turbo-Fate aber auch nicht zu stark. Man erhält eines der umfangreichsten Fate-Settings (die ich kenne) und eine schön durchdachte Spielwelt, die für alle Interessierten von übernatürlichen Abenteuern mindestens einen Blick wert ist – vermutlich mehr als einen Blick…. definitiv mehr! Es lohnt sich wirklich.
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