Beyond the Wall ist ein kleines Oldschool-Rollenspiel aus dem Hause System Matters. Da ich es bereits in diesem Post angedeutet habe, kann ich mein Urteil schon vorweg nehmen – es ist ein System das mich wirklich beeindruckt hat. Nachdem ich nun auf beiden Seiten des SL-Schirms gesessen habe hier also eine ausführliche Darstellung.

Das Buch
Die erste Auflage von Beyond the Wall kam mit verschiedenen einzelnen Mappen (für Magie, Charaktere, Regeln,…) daher, die zwar alle ihren Grund hatten, aber auch etwas umständlich waren. Die derzeitige dritte Auflage sammelt all diese Informationen in einem hübschen 168 seitigen A4 Hardcover, das in stimmigen Grüntönen gehalten ist. Der Aufbau ist dabei immer sehr klar und übersichtlich: Buch I enthält alle regeltechnischen Grundlagen und darüber hinaus auch ein paar Seiten zu optionalen Regeln. Buch II richtet sich an den Spielleiter und enthält eine allgemeine Einleitung, Schätze, Beute und ein Bestiarium. Das Abschließende Buch III enthält die Charakterbücher und vier Szenarien, sowie den Kopiervorlagen. Das Buch liefert also alles, was man für mehrere Runden und viele Stunden tollen Rollenspiels braucht. – Einen weiteren großen Pluspunkt sehe ich in der Aufbereitung der oben genannten Bereiche – so sind Charaktere und Abenteuer mit vielen Zufallstabellen versehen was den Wiederspielwert deutlich erhöht und die NSCs sind so simple gehalten, dass sie in wenigen Zeilen dargestellt werden können.
Neben der ausführlichen Regeln etc. gibt es noch eine Variante zum sofort losspielen. Das ganze System richtet sich also auch an Spieler/Spielleiter, die ohne viel Vorarbeit einsteigen wollen und es funktioniert. Ich habe eines der Abenteuer ohne große Lektüre am gleichen Nachmittag zusammengewürfelt. Und nach ca. 30 Minuten des Würfelns und Feinschliff war ich bereit.
Die Welt
Zur Welt an sich gibt es eigentlich gar nicht viel zu schreiben. Es handelt sich um ein klassisches Fantasy RPG, das gerade im Grundregelwerk von jungen Abenteurern erforscht werden soll. Dabei steht das Dorf, das bei der Charaktererschaffung gemeinsam erstellt wird im Vordergrund. Die namensgebende Stadtmauer trennt das einfache Dorf von allerlei fremden, mystischen und unheimlichen Dingen. Es wird sich an verschiedenen mythischen Vorlagen orientiert, welche Abenteuer man genau erleben möchte bleibt jeder Gruppe natürlich selbst überlassen. Als vorgesehene NSCs sind neben den normalen Menschen und Tieren unter anderem Fichtel, (böse) Feen, Trolle, Riesen, Todesalben vorgesehen. Auch die Magie (zum Teil mithilfe des wahren Namens) ist ein Bestandteil der Welt, ob nun bei den SCs oder der anderen Seite des Walls.

Die Regeln
Die Regeln sind, wie von einem OSR nicht anders zu erwarten, ziemlich einfach gehalten. Ein Startcharakter setzt sich aus einer von drei Klassen, 6 Attributen, 2 Fertigkeiten, ggf. ein paar Zaubern und ein paar abgeleiteten Werten. Proben werden dabei mit einem W20 abgehandelt und müssen bei normalen Proben kleiner-gleich dem zugehörigen Attributswert sein. Fertigkeiten geben bei Proben einen +2 auf den Attributswert und je nach Vorhaben können Boni oder Mali eingerechnet werden. Beim Kampf muss der Wurf größer-gleich der Rüstungsklasse, einem abstrakten Wert wie gut man Schaden widerstehen kann, des Gegners würfeln. Der Schaden ergibt sich aus der genutzten Waffe. Um sich Zaubern, Giften, o.ä. zu entziehen kann gibt es noch abgeleitete Werte mit denen man einen Rettungswurf durchführen kann. Außerdem gibt es Schicksalspunkte, die man zum neu Würfeln o.ä. einsetzen kann. – Das waren dann auch schon alle Regeln.
Viel Spannender ist hingegen die Charaktererschaffung. Das System sieht vor, das man sich ein Charakterbuch wie z.B. Dorfheld, Hexenschüler oder unerprobter Dieb auswählt und dann gemeinsam den Hintergrund auswürfelt. Die Bücher geben eine grobe Richtung vor und beinhalten 7 Zufallstabellen, die nicht nur Attribute modifizieren, sondern auch Fertigkeiten und Zauber festlegen. Dabei werden, je nach gewürfeltem Hintergrund, auch gleich wichtige NSCs bzw. Orte erschaffen und gemeinsam in den Dorfplan eingezeichnet werden. Außerdem erschafft man auch gleich eine gemeinsame Hintergrundgeschichte der Gruppe, da die letzten Tabellen ein Abenteuer mit dem linken bzw. rechten Nachbarn beschreibt. – Gerade das gemeinsame Erschaffen eines Dorfes und zugehöriger NSCs sorgt direkt zu Beginn für eine individuelle und lebendige Welt in der sich alle Spieler*innen einbringen können. Nach 60-90 Minuten hatte wir unser Dorf und unsere Charaktere erstellt.

Das Fazit
Wie bereits eingangs erwähnt bin ich von dem System begeistert. Die Charakter- und Dorferschaffung geht relativ schnell von der Hand und liefert ein einzigartiges Gefühl von Individualität. Die mitgelieferten Abenteuer können aufgrund der Zufallstabellen auch mehrfach geleitet und bespielt werden und die NSCs bieten darüber hinaus viel Platz für die eigenen Kreativität. Das ganze System ist darauf ausgelegt schnell verstanden und bespielt zu werden und ist somit genau das richtige für Neueinsteiger oder solche Spieler und Spielleiter, die mit wenig Aufwand/Vorbereitung ein schönes Abenteuer erleben wollen.
Wer einen Regelgiganten wie DSA sucht oder gerne Charaktere min/max will, der wird sich mit Beyond the Wall sicher schwertun, allen anderen kann ich dieses Fantasy OSR nur wärmstens empfehlen.
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