Das Horror-RPG Dread ist wohl das unkonventionellste pen&paper-System das ich bisher kennengelernt habe. Es gibt keine festen Werte oder Fertigkeiten, keine Würfel oder Karten und auch sonst sind die Regeln eher übersichtlich. Gerade diese Besonderheiten machen Dread aber auch zu einem spannendem System für Neu- bzw. Wiedereinsteiger und konnten dem Spiel einen Ennie-Award 2016 ermöglichen.

Das Buch
Die deutsche Übersetzung von Dread ist bei System-Matters in einem hochwetigem Hardcover erschienen, die es nach der ersten Auflage so vermutlich nicht noch einmal geben wird. Im Vergleich zum englischen Original wurden neue Illustrationen und ein neues Layout gewählt und die Szenarien um ein weiteres Abenteuer ergänzt.Das Buch als Ganzes und die Kapitel für sich haben einen sehr gelungenen und nachvollziehbaren Aufbau. Die ersten drei Kapitel wenden sich an alle Beteiligten und deckt das Thema, die Regeln und Charaktere ab. Es folgen zwei Kapitel wie man eine Runde leitet und ein Szenario aufschreibt. Es folgt ein Block zur passenden Stimmung für die Verschiedenen Horror-Runde, sei es nun spannung im Allgemeinen, übernatürliche, moralische, wahnsinnige oder splatter Spiele. Den Abschluss machen vier vorgefertigte, abwechslungsreiche Szenarien die in einer einsamen Hütte, auf einem Raumschiff oder in1928 in der durch H.P. Lovecraft inspirierten Stadt Innsmouth spielen. Meine persönlichen Highlights sind die explizit hervorgehobenen Konzepte von Mark und Fleisch. Mark repräsentiert eine kurze und knappe Zusammenfassung, so dass man sich beim erneuten Durchblättern oder Regelunklarheiten einen schnellen Überblcik verschaffen kann. Das Fleisch ergänzt auf gleiche Weise die Regeln mit Beispielen und Erkenntnissen. Darüber hinaus bietet das Buch viele Beispiel, die das etwas andere Regelwerk verständlich und nachvollziehbar machen.
Die Regeln
Die beiden großen Unterschiede zwischen Dread und anderen pen&paper-Systemen die ich kenne sind das fehlen von Würfeln und Fertigkeiten. Aber wie funktioniert das und warum hat man sich eigentlich für dieses System entschieden?Das Grundprinzip ist Der Turm, ein Holzgebilde das aus 54 Holzsetinen besteht, die zu Beginn auf 18 Ebenen gestapelt werden, wobei… Ach nennen wir das Kind beim Namen, man spielt mit einem Jenga-Turm ® . Bei jeder Probe muss der Spieler entscheiden, ob er sich traut einen Holzblock zu nehmen und abzulegen, oder ob er die Probe direkt als gescheitert annimmt. Bei komplexeren Proben kann es auch vorkommen, dass mehrere Blöcke gezogen werden müssen. Der Zusammenbruch des Turms bedeutet dabei immer das Ausscheiden aus dem Spiel. Ob Tod, Wahnsinn o.ä. – es gibt keine Rettung, kein Plan B.Der Turm ist somit nicht nur ein Zufallselement für Proben, die stetig ansteigende Gefahr des fallenden Turmes soll den Horror des Settings auf die Spieler übertragen und so eine noch intensivere Immersion ermöglichen. Ein spannendes, neues Konzept, das ich aber in der Praxis noch nicht getestet habe.Die zweite Besonderheit von Dread sind die Charakterblätter. Es gibt keine Fertigkeiten und Werte, die man bei einer Probe zu rate zieht, sondern eine Reihe von Fragen, die den Hintergrund des Charakters beschreiben sollen. Aufgrund dieser rund ein dutzend Fragen kann man sich ein gutes Bild über die Stärken und Schwächen, aber auch über soziale Kontakte, Verpflichtungen und Eigentum seines Charakters machen. Solange es sinnvoll ist, d.h. zu den Antworten des Charakters passt, kann er eine Probe machen. Dieses Konzept kennt man sonst eher als Zusatz von anderen Systemen für die Hintergrundgeschichten von Charakteren. Der Umgang mit den Antworten als einziger Bezugspunkt ist zwar ungewohnt, wird aber sehr ausführlich erklärt und liefert über 150 Beispiele und somit einen sehr ausführlichen und nachvollziehbaren Überblick.Diese beiden Besonderheiten bilden auch schon den ganzen regeltechnischen Hintergrund von Dread und lädt daher auch zu einem schnellen Einstieg in ein Abenteuer ein.
Die harten Fakten
Umfang/Layout: quadratisches Hardcover (21x21cm), 240 vollfarbige SeitenSetting: HorrorZufallselemt: Der Turm, 54 Holzsteine mit den Maßen 75x25x15mm, die gezogen und gestapelt werden müssen. Fällt der Turm wird der Charakter entfernt. weitere Material: Dread – Unter WutLink: https://www.system-matters.de/produkt/dread/
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